Business ändern – durch gendern?

Business ändern – durch gendern?

Wie heißt es denn nun richtig? Wem biete ich meine Leistungen an? Sind es Studenten? Studierende? StudentInnen? Student:innen? Oder Student*innen? Oder gar Student*Innen? Nun ist nicht jeder Student auch ein Studierender, sonst gäbe es nicht jene, die durch Prüfungen rutschen oder eher ihr Studentenleben genießen und nicht so häufig im Hörsaal wiederzufinden sind.

Das Gendern ist in aller Munde. Identitätspolitik auch. Doch ändert das unseren Umgang miteinander im Geschäftsleben? Gehört es heute zur Business-Etikette dazu? Muss ich gendern, wenn die Generation Z und Alpha wert darauf legt?

Ich gehörte einst zum ersten Jahrgang an der Universität, der zwischen „Diplomkaufmann“ und „Diplomkauffrau“ als Titel wählen konnte. Ich entschied mich für die letzte Variante. Spreche ich den jungen Menschen die Wahl ab? Verstehe ich LGBTQ nicht? Bin ich alt geworden? Nicht offen genug?

Sprache ändert sich. Bedingungen ändern sich nicht so schnell. Sprache ändert nicht Bedingungen im realen Leben da draußen. Frauen haben im Jahr 2020 in Deutschland leider immer noch 18 % weniger verdient als ihre männlichen Kollegen. Auch 2020 waren nur 28 % der Führungspositionen von Frauen besetzt. Deren Anteil ging sogar zu 2019 noch um 2 % zurück. Die sozialen Unterschiede hat bisher auch kein Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ausgeglichen.  Die gläserne Decke existiert. Die Schuhsohlen der männlichen Kollegen sind mit einem Blick nach oben zu erkennen.

In Rechtsprechung, Wissenschaft, Verwaltung, Militär oder Polizei sind Ostdeutsche in entscheidenden Positionen bis heute kaum anzutreffen, in den Chefetagen großer Unternehmen erst recht nicht. Man spreche hier von 1 bis 3 %. Sind sie dümmer? Sind sie weniger geeignet? Wohl nicht. Westdeutsche Eliten bleiben unter sich. Stallgeruch entscheidet? Männer bleiben unter sich?

Mehrfach hatte ich es in meinem Arbeitsleben auch mit Transpersonen zu tun. Hinter ihren Rücken sprach man Sätze aus, wie: „Da kommt wieder das Es.“ Manche lächelten über Lippenstift oder die tiefe Stimme am Telefon.

Ja, Diskriminierung im Alltag, auch im Geschäftsleben, besteht. Man kann sie durch einen wertschätzenden, neutralen, sachthemenbezogenen Umgang miteinander beenden. Man stoppt sie mit Empathie und Verständnis. Man hebt sie nicht mit strengen Regeln in Social Media, mit Diversity-Unternehmenssprechdoktrin auf.

Es gibt den Begriff des „Greenwashings“ von Unternehmen, wenn sie ihren Produkten und Leistungen im Marketing einen grünen, nachhaltigen Anstrich geben, der keiner ist. Liebe Geschäftspartner:*Innen: bitte vermeidet „Genderwashing“, sondern schätzt Euer Gegenüber als Mensch. Menschlichkeit ändert Business.

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sachseninsitut administrator