Sie mögen es snackable, sind frech, bunt, divers, vegan, umweltbewusst, hedonistisch, sensibel und sind schnell verärgert. Sie sind aber auch moderne Nomaden, wollen chillen und Spaß und sind SO anders. Oder?
Die Generation Z, geboren 1995 und 2012, startet ins Berufsleben und meint mit 18 Jahren schnell einmal am Familienkaffeetisch: „Also, ich möchte nur Teilzeit arbeiten, weil ich sonst keine Zeit mehr für meine Hobbys habe.“
Gibt es die Gen Z überhaupt? Und was ist dran an deren Sonderwünschen und geringer Arbeitsmoral?
Hier soll es um die Generation Internet gehen, den 90 % verfügen über ein Social-Media-Profil Der häufigste Kommunikationsweg ist das Smartphone. Es wird mühelos zwischen digitaler und analoger Welt gewechselt. Diese Generation ist über Videoportale und Social Media vernetzt, kennt Pet- und Foodfluencer ebenso wie Renzo. Sie erhebt Anspruch auf eine digitalisierte mobile Welt, aber Digitalisierung sagt ihnen nichts – sie sind digital. Für eine Mehrheit ist stabiles WLAN bei einem Arbeitgeber wichtiger als das WC.
Die Gen Z ist aber auch FOMO (fear of missing out), d.h. sie muss immer auf den neuesten Stand sein und hat Angst, etwas zu verpassen. Eine enorme Flut an Informationen und der Teufelskreis der Informationsüberlastung (Tanzpädagogik oder lieber Ernährungswissenschaft oder lieber Kultur- und Medienpädagogik?) macht ihr ebenso zu schaffen wie unendliche Optionen (21.000 Studienrichtungen, 1500 Universitäten und Hochschulen, 320 Ausbildungsberufe). Der ständige Vergleich über Social Media mit anderen führt oft Unzufriedenheit mit eigenen Entscheidungen. Oft sind sie mit ihrer Berufswahl völlig überfordert, was auch mit der Einstellung der Berufsberatung während der Pandemie zu tun hat. Ihr Leitspruch „Alles ist erlaubt, wenn es aus dir kommt.“ wird damit für sie zur Qual.
Wohl behütet unter den kreisenden Helikopter-Eltern im Neoliberalismus aufgewachsen, drängen diese geburtenschwachen Jahrgänge mit hohem Selbstbewusstsein nun ins Berufsleben und stellen manchen „alten Hasen“ vor neue Herausforderungen. So war vielen Unternehmen das „Ghosting“ im Bewerbungsprozess nicht bekannt oder wie eine Vertreterin der jungen Leute sagt: „Dann habe ich mich einfach nicht mehr gemeldet. Ich meine das ja nicht böse. Ich habe es einfach vergessen.“ Man könnte gehässig sagen: „Siehste, jetzt ist es einmal anders herum!“ Es ist die erste Generation, die nicht oder weniger um Arbeits- und Ausbildungsplätze konkurrieren muss. Niemand muss mehr 375 Bewerbungen schreiben, um seinen ersten Job zu erhalten.
Damit äußeren die Vertreter der Gen Z Wünsche nach freier Entfaltung und dennoch unbefristeten Verträgen, nach Flexibilität und Wechsel, ständigem Feedback, aber keiner Kritik. Sie wollen keine work-life-balance mehr wie ihre Vorgänger der Generation Y, sondern sie fordern work-life-separation – die Entgrenzung von Privatleben und Arbeit. Wie sollten Sie demnach mit der Gen Z im Berufsleben oder Studium umgehen? Vielleicht hilft Ihnen dabei eine Veranstaltung des Sachsen Instituts. Sprechen oder schreiben Sie uns an!
Johann Wolfgang von Goethe war übrigens auch ein Vertreter der Gen Z. Das glauben Sie nicht? Er brach sein Studium in Leipzig ab, nachdem er eher seiner Liebschaft nachgestellt oder Auerbachs Keller besucht hatte, statt in die Bücher der Juristerei zu schauen. Reumütig und krank kehrte er zu seinem Vater nach Frankfurt am Main zurück.
Goethe meinte in Leipzig übrigens: „…wie sich mein Erdgeruch und Erdgefühl gegen die schwarz-, grau-, steifröckigen, krummbeinigen, Perückengeklebten, Degenschwänzlichen Magisters, gegen die Feiertagsberockten… begegnet sind…“ (Quelle: Manfred Zittel: Erste Lieb‘ und Freundschaft, Goethes Leipziger Jahre) Wie rief er also: „Okay, Boomer!“
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